Die Morgendämmerung begleitet unseren Weg ins Landesinnere. Trotz schwülem Wetter riet uns Bernard Poujol, lange Hosen und Shirts mit Ärmel anzuziehen. "Die Moskitos fühlen sich auf dem Reisfeld sehr wohl", warnte er uns am Telefon, als wir uns verabredeten.
Bernard arbeitete früher als Pflanzenbauleiter bei einem Betrieb im konventionellen Reisanbau. Es fiel ihm nach und nach schwerer, die Augen vor dem Einsatz der Pflanzenschutzmittel zu verschliessen. Er musste eine ethische Entscheidung treffen. So wagte er im Alter von 50 Jahren den Weg in die Selbständigkeit. Er kaufte im Sumpfgebiet von Saint-Gilles ein 60 Hektar grosses Grundstück und erbaute darauf sein Landhaus Mas Neuf de la Motte. Aus tiefster Überzeugung, eine tugendhafte und lebensfähige Landwirtschaft zu betreiben, setzt er seither als kleinster Produzent der Camargue auf den biologischen Reisanbau. Die Enten kamen erst später dazu.
Wir warten sehnsüchtig darauf, dass die Sonne endlich die Reisfelder beleuchtet. Doch Bernard lockt uns als erstes in seinen Stall. Dort tollen seine jungen Enten der Rasse Mularde herum. Sie sind kaum ein paar Wochen alt. Er ruft ihnen immer wieder liebevoll zu. Der Landwirt betrachtet die Enten als seine Partner, denn sie werden schon sehr bald auf den Reisfeldern zusammenarbeiten.
«Es war mein Sohn, der mir die Idee mit den Enten von seiner Japanreise mitbrachte.»
Die Methode wurde in Japan von Takao Furuno entworfen, er gilt als Pionier im Bio-Reisanbau. Die Enten helfen den Reissämlingen zu wachsen, indem sie sowohl Unkräuter als auch Insekten fressen. Der Landwirt baut fortan seinen Reis ohne Einsatz von Pestiziden oder Herbiziden an. Ebenso entfällt das mühsame Unkraut jäten von Hand. Bernard war begeistert von dieser Idee und hat sich auf die Suche nach der richtigen Entenrasse gemacht. «Zuerst suchte ich Rat bei Züchtern. Die haben mich nur ausgelacht. Sie hielten mich für einen Exzentriker. Schlussendlich haben sie mir die Mulard-Ente empfohlen.» Das war tatsächlich eine gute Wahl. Bernard ist europaweit immer noch der einzige Landwirt, der dieses agrarökologische Konzept auf seinen Feldern anwendet und Jahr für Jahr optimiert.
«Im Gefieder der Ente steckt Freiheit, Fortschritt und Hoffnung.»
Er weiss ganz genau, wann die Reishalme stark genug sind, damit die Enten die Halme nicht zertrampeln. Im Gänsemarsch bewegen sie sich durch die Reihen. Mit ihrem grossen Appetit fressen sie munter Unkräuter und Insekten. Den harten und siliziumreichen Blättern der Reispflanze schenken sie dabei keine Beachtung. Mit ihren Füssen und Schnäbel schüren sie den Boden, was ihn mit ausreichend Sauerstoff versorgt und das Pflanzenwachstum fördert. Ihr Kot wirkt als natürlicher Dünger. Nach einem Jahr ist es Zeit, den Reis zu ernten. In der gleichen Zeit sind die Enten reichlich fett geworden und ergeben durch die artgerechte Haltung hervorragendes Fleisch. Sie stehen schon bald in lokalen Restaurants auf der Speisekarte.
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