Das Hirtentum basiert auf uraltem Wissen und wird in der Schweiz seit Jahrhunderten praktiziert. Nach der Sömmerung auf der Alp kehren die Auen mit ihren Lämmern zurück ins Tal. Für die grossen Herden fehlt im Winter ein Stall mit ausreichend Platz zur Ausmästung. Deshalb ziehen schweizweit noch etwa 30 Hirtinnen und Hirten mit den Mutterschafen und ihren Lämmern los. Sie wandern ab November fortan über mehrere Hektaren Landwirtschaftsfläche der ansässigen Bauern, bis im März die Vegetationsperiode beginnt.
Wir laufen Markus Nyffeler entgegen, der mit seinen zwei Hütehunden Greg & Jim auf seine grasenden Schafe aufpasst. Es knirscht unter den Schuhen während wir über das gefrorene Feld im Gürbetal bei Seftigen spazieren. Ein Hirt ist immer alleine unterwegs, verbringt viele kalte Stunden im Freien und das bei jeder Witterung. Tagein. Tagaus. Auch am Wochenende.
Hirtenhunde führen Ausreisser zurück in die Herde
Hütehunde sind für den Hirten unverzichtbare Helfer bei der Herdenarbeit. Wer nicht aufpasst, verliert schnell die Kontrolle über so viele Tiere. Greg, der Border Collie, wartet schon aufgeregt mit dem Schwanz wedelnd auf seinen Einsatz. Mit ein paar gekonnten Handzeichen und Pfiffen schickt ihn Markus los. Hütehunde arbeiten eng mit dem Hirten zusammen und setzen die Grenzen für das Nutzvieh. Dafür patrouillieren sie unermüdlich und mit rasantem Tempo auf und ab. «Furche laufen» nennt man das. Ein Hirt muss also stets aufmerksam sein, damit die Herde dort zusammenbleibt, wo sie auch weiden oder wandern soll. Das Zusammenspiel von Mensch und Tier in der winterlichen Ruhe der Natur ist sehr eindrücklich zu beobachten.
Ein guter Hirt ist aufmerksam und kennt keine Kälte
Markus sorgt seit 30 Jahren dafür, dass seine Tiere trotz eisigen Temperaturen genug zu fressen erhalten und an Gewicht zulegen. Schafe können das Gras problemlos unter einer dicken Schneeschicht hervorscharren. Bei Minustemperaturen wird die in Gräsern enthaltene Stärke in Zucker umgewandelt, das schmeckt den Schafen. «Zu den besten Weideplätze gehe ich immer erst am späten Nachmittag. So erhalten die Schafe ein leckeres Dessert», erzählt Markus. Über Nacht hält er seine Schafe im Nachtpferch. Der mit Strom geladene Zaun schützt die Tiere vor natürlichen Feinden wie der Fuchs, Luchs und dem Wolf. Markus übernachtet mittlerweile in seinem zu Hause, wo ein warmes Bett auf ihn wartet. Nicht alle Hirten wandern so nahe bei ihrem Wohnort. Die Zuweisung des Wandergebiets erfolgt durch das Kantonale Veterinäramt. Die meisten seiner Kollegen schlafen während der Wanderschaft in einem Wohnwagen, in einem Zelt oder gar im Freien. Einem guten Hirten macht die Kälte nichts aus.
Einheimisches Lammfleisch mit Tradition
Die extensive Haltung in traditionellen Winterwanderherden ist sehr natürlich wie artgerecht. Schafe sind am liebsten draussen und mit der dicken, wärmenden Wolle gut geschützt. Lämmer werden im Alter von vier bis acht Monaten geschlachtet. Das einheimische, geschmacklich herausragende Lamm aus Winterwanderherde gibt es saisonal ab Mitte Februar.
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Nachhaltigkeitskriterien
Bio-Futter | ||
Weidegang in Vegetationsperiode | Weidegang Tag & Nacht ganzjährig | Weidegang in Vegetationsperiode |
RAUS (Regelmässiger Auslauf im Freien) | Freilandhaltung | RAUS (Regelmässiger Auslauf im Freien) |
BTS (Besonders tierfreundlicher Stall) | Schutz vor Kälte und Nässe | BTS (Besonders tierfreundlicher Stall) |
Good | Better | Best |
Gesetzlicher Standard |